Tim Kretschmer, und der Umgang der Medien mit dem Amoklauf
„(armin fischer/t&t)“:http://www.textundtext.de/kontakt
**Die Medien** haben in den beiden Tagen nach dem Amoklauf professionell und schnell reagiert, es gab/gibt logischerweise aber auch **Ausrutscher**: Jemandem, der kaltblütig 15 Menschen ermordet hat, den Stempel „psychisch krank“ _(BILD und unisono fast alle anderen: Er war krank!)_ aufzudrücken, erscheint fast naheliegend. Dies aber nur auf Grund der Tatsache zu tun, dass Tim Kretschmer eine Weile in psychologischer Behandlung war, ist ziemlich **vorschnell**. Das könnte genausogut eine Finte gewesen sein, um der drohenden Einberufung zur Bundeswehr zu entgehen _(RTL: Bei der Bundeswehr-Musterung hatte Kretschmer angegeben, dass er in psychiatrischer Behandlung sei.)_
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**Aktuelle Infos** zum Amoklauf sowie **Hintergrundinformation** finden Sie hier
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*Der Totalausfall* der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, die das Drama für einen halben Tag fast völlig ignorierten und Skiabfahrten oder Tiersendungen zeigten, war sicher das Peinlichste. Hier ein Beitrag dazu, dem nichts hinzuzufügen ist: FAZ.net, Jörg Thomann
*Peinlich wurde es auch immer dann*, wenn n-tv ins Berliner Studio schaltete, wo sich ein Redakteur mit seinen „Erkenntnissen“ aus dem Internet melden sollte, speziell aus *Twitter*. Die n-tv-Redakteure scheinen zum ersten Mal bei der Notwasserung des US-Jets im Hudson-River – als ein Fährpassagier das erste Foto des gewasserten Flugzeugs nach wenigen Sekunden auf Twitter postete – etwas von der Microblogging-Plattform gehört zu haben. Dementsprechend naiv waren die Fragen an den armen Rechercheur. Was er denn für neue „Fakten“ hätte, wie die **Zeugen** aus dem Internet die Situation schilderten unsoweiter. Den n-tv-Redakteuren schien nicht ganz klar zu sein, dass sie hier keine „Zeugen“ dranhatten, sondern einfach nur Menschen, die ihre Betroffenheit zeigten.
Twitter-Hype
**Die Suche nach digital vernetzten Augenzeugen** sei so verzweifelt gewesen, schreibt _Ole Reißmann_ auf www.medienlese.com, dass die einzig twitternde Person, obgleich Kilometer vom eigentlichen Geschehen entfernt, zur gefragten Interview-Partnerin aufstieg – in Deutschland, Dänemark, Großbritannien und Frankreich. „Tontaube“ so der Name der Twitterin konnte sich kaum noch vor Anfragen retten, sogar CNN nahm Kontakt zur ihr auf. Um wieder Ruhe zu haben, schrieb die junge Stuttgarterin schließlich: „Liebe Presse: ich weiss doch auch nichts von dem Verrückten…“ _Gerhard Loub_ schreibt in seinem blog (www.loub.at), inzwischen, habe sich auf Twitter eine wahre Jagd nach Details zu „Tim Kretschmer“ entwickelt. Meist vergebens, wie zu vermuten ist.
Tim K. oder Tim Kretschmer?
**Leichte Irritationen** gibt es auch bei der Nennung des Namens des Amokläufers. Bild Online nennt ihn vom ersten Tag an unverblümt mit vollem Namen, Tim Kretschmer, die gedruckte Bild Ausgabe hält sich mit Tim K. mehr zurück, während sie die Namen der Opfer, sofern verfügbar, wie gewohnt herausposaunt.
Andere Medien gehen einen leicht schizophrenen Zwischenweg. So nennt _bz-online_ in einem Artikel den Tätel zwar Tim K., erwähnt aber den Vater mit vollem Namen. Die _Welt online_ hält es umgekehrt: hier wird Tim Kretschmer ausgeschrieben, aber der Vater mit Jörg K. bedeckt gehalten.
Faktisch ist es recht einfach, die vollen Namen der Eltern des Attentäters inclusive Privatadresse und Firmenadresse des Vaters ausfindig zu machen. Ein paar Mausklicks genügen. Weil auch textundtext.de auf der Suche nach weiteren Infos zum Vater häufig frequentiert wird, hier nur ein kleiner Hinweis: in der amerikanischen Ausgabe der Wikipedia (www.wikipedia.org) findet sich ein aktueller Eintrag zu Tim Kretschmer. In den Quellenangaben dazu gibt es auch eindeutige Hinweise zur Firma des Vaters. Die Mutter heißt übrigens Ute K. Und jetzt raten Sie mal den Nachnamen.
Die Suche nach den Eltern
**Spätestens an Tag zwei** wurde sie von allen Medien gestartet. Bisher können die Medien die offenen Fragen, die alle bewegen: _Wie konnte es dazu kommen? Was waren das für Eltern? Was ist mit dem Jungen schiefgelaufen?_ nicht wirklich beantworten. Herausgekommen sind bisher Artikel mit zum Teil klischeehaften Oberflächenbeschreibungen, wie dieser hier auf Spiegel Online:
ELTERN DES AMOKSCHÜTZEN: Sie haben Tim alles gekauft, was er wollte
Gepflegter Vorgarten, Porsche, properes Haus: Jörg und Ute K. führten ein schwäbisches Vorzeigeleben, der Amoklauf ihres Sohnes zertrümmerte das Idyll. Erschüttert nahmen die Eltern nun in der Gerichtsmedizin Abschied – und flüchteten mit ihrer Tochter an einen geheimen Ort…. Alles
Man darf gespannt sein auf das erste Interview der Eltern.
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*Nachtrag* (14/03, 16.20 Uhr)
Ein Artikel aus der _Hamburger Morgenpost_, der nicht mit den Namen herumdruckst, sich aber so gut es in der Kürze geht, differenziert mit dem Thema befasst und einiges, was im Moment über die Familie bekannt ist, zusammenträgt:
Wie kann Tims Familie das Drama verkraften
Eltern verstecken sich an einem geheimen Ort. Vater droht ein Verfahren
Die Welt der Familie Kretschmer – sie zerbrach Mittwochmorgen für immer. Das schwäbische Vorzeige-Idyll in Weiler zum Stein mit gepflegtem Vorgarten, Porsche, weißer Villa. In der Gerichtsmedizin nahmen Jörg und Ute Kretschmer Abschied von ihrem Sohn. Seitdem sind sie mit Tims Schwester Jasmin (15) untergetaucht. Wie können sie das furchtbare Massaker und Tims Tod verkraften?… Alles
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*Nachtrag2* (15/03, 21.30 Uhr)
Der beste und faktenreichste Artikel, den ich bisher gefunden habe, stammt nicht aus einem deutschen Medium, sondern aus der Sunday Times:
*Mass killer ‚rejected‘ by girl at party*
Police believe one victim may have spurned Kretschmer’s advances
GERMAN police investigating the Winnenden school shooting, in which 15 people died before the killer turned his gun on himself, believe one motive might have been a rebuff from a teenage girl who attended a New Year’s Eve party at his home. The girl was one of his first victims.
According to detectives, Tim Kretschmer, 17, had a „casual friendship“ with the girl, who lived nearby. But she rejected his advances at the party and later ended their relationship. The name of the girl has not been released, but it emerged that three of his female victims, Chantal Schill and Jana Schober, both 16, and Stefanie Kleisch, 14, had all lived nearby.
Chantal was the first to die, in her seat near the door of classroom 305 at Kretschmer’s old school. Police said it resembled an „execution“. He then shot Jana and Kristina Strobel, 16, and left the classroom, going on to kill Stefanie and four other girls, a boy and three teachers. Three other people were murdered later.
Detectives disclosed yesterday that Kretschmer, who was described by friends and family as quiet and polite, had a secret identity on the internet, where he participated in a discussion about school shootings under the name „JawsPredator1“. Alles
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